Oh, was habe ich mich geärgert. Am Montag, 4. Februar 2019, traten mehrere Gäste nebst Moderator in der Fernsehsendung “Hart aber Fair” auf und hatten eine Menge zum Thema Plastik von sich zu geben. “Verschwendung”, “Überfluss”, “Sparen”, “Alternativen”: Die Floskeln und Stichworte flogen nur so durch das Studio. Doch wirklich etwas zu sagen hatten nur wenige, und das auch nur wenig. Und noch weniger Neues, hatte ich mir doch so ein paar Umwelt-Tips mit Kindern gewünscht. Stattdessen hatte man das Dauergefühl von Halbherzigkeit. Ein Beispiel? Gerne:
Kaufentscheidung ein Druckmittel? Was denn sonst?
So fragte der Moderator nach ein wenig Geplänkel endlich, ob es denn die Kunden mit Ihrer Kaufentscheidung der Produkte nicht selbst in der Hand hätten, Umweltschutz zu praktizieren. Antwort eines Gastes, dies sei das schärfste Schwert (ich weiß nicht, ob ich es wörtlich richtig wiedergebe) des Verbrauchers. Richtig. Punkt. Dem ist nichts hinzuzufügen. Wir haben es in der Hand, die plastikverpackten Produkte zu kaufen, oder eben auch nicht. Stattdessen diskutierten aber nun alle Gäste über die Verantwortung der Hersteller, der Abfüller, der Lieferanten, der Supermärkte. Eigentlich ernstzunehmende Journalisten machten sich lustig über die SUVs vor dem BIO-Supermarkt.
Dabei ging es nur um eines: Dem Verbraucher eine Absolution für sein Verhalten zu erteilen. Doch gibt es einfach keinen einzigen Grund, sein Wasser in Einweg-Plastikflaschen zu kaufen. Würde es keiner machen, gäbe es die Flaschen nicht, so einfach ist das. Leitungswasser schmeckt nicht? Dann kauft Glasflaschen. Aber es gibt sie, die Plastik-Einweg-Flaschen, 17 Milliarden im Jahr in Deutschland, etwa 200 pro Bundesbürger jährlich.
Ja, es stellt einen vor Herausforderungen, auf Plastikkonsum zu achten und ihn nach Möglichkeit zu vermeiden. Ein Beispiel: Die Nudeln einer Supermarkt-Eigenmarke sind komplett im Plastikbeutel verpackt. 500 Gramm Nudeln und der Plastik-Einwegbeutel kosten knapp 70 Cent. Stattdessen könnte man das Produkt eines Markenherstellers kaufen, der seine Waren regelmäßig in Sonderangeboten nur wenig teurer anbietet und in Pappe verpackt. Das kleine Plastikfenster lässt sich heraustrennen und gesondert entsorgen. Oder aber man kauft sich Nudelmehl in der typischen Mehltüte und macht seine Nudeln selbst. Unschlagbar im Preis, unschlagbar im Geschmack und vor allem unschlagbar in der Lernbilanz der Kinder.
Umweltschutz mit Kindern eine zeitliche Herausforderung
Natürlich ist die Zeit, die man für die Herstellung von Nudeln benötigt, beachtlich. Doch stimmt das wirklich? Ist der Lerneffekt, den Kinder durch das gemeinsame Kochen haben, nicht viel mehr wert und damit die Zeit gut investiert? Es gibt so viele Beispiele, an denen sich mit ein wenig Zeitaufwand nicht nur aktiver Umweltschutz mit Kindern betreiben lässt, sondern auch ein Familienevent entsteht. Duschgel selber herstellen lässt die ebenfalls bei “Hart aber Fair” angesprochene Diskussion nach der am wenigsten schädlichen Verpackung irgendwie albern erscheinen. Ist es denn so schwer, einen kleinen Schritt weiter zu denken und zu gehen?
Mehrere Sätze lang, gefühlte Minuten, sogar mit eigenem Einspieler, wurde die Diskussion über die Umweltbilanz von Plastiktüten gegenüber Baumwolltüten und Papiertüten geführt. Geht es eigentlich noch absurder? Wer sich ernsthaft Gedanken darüber macht, dass die gekaufte Baumwolltasche ihre Ökobilanz nicht erreicht, der sollte ich beim nächsten Kleiderschrank-Ausmisten ein altes Hemd, Nadel und Faden schnappen, und mit dem Kids einen eigenen Beutel nähen. Direktes Recycling, Geld gespart, und die Kinder sind ab sofort begeisterte, weil stolze Taschenträger. Sonst einen Beutel aus Hanf kaufen, das Zeug wächst wie Unkraut. Und natürlich mehrfach verwenden, bis der Beutel auseinander fällt.
Liebes Hart-aber-Fair-Team: Umweltschutz geht so anders als bei euch diskutiert. Ich bin selbst nur eine sehr kleine Leuchte an diesem riesigen Himmel, aber eure Gäste hatten mit sehr wenigen Ausnahmen ihr eigenes Licht ganz ausgeschaltet. Schade. Das Thema hat so viel zu bieten, und nicht nur den erhobenen Zeigefinger, sondern auch Anregungen, die im Alltag Platz finden. Bei uns hat Umweltschutz mit Kindern inzwischen Familien-Event-Charakter. Keine Zeit für so etwas? Dann vielleicht in Zukunft weniger Fernsehen gucken…
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